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Campaigning Softwares: DigitaleBox als Alternative zu NationBuilder



Was haben Donald Trump, Bastian Girod, die Brexit-Kampagne und Amnesty International in ihren Wahlkampf- oder Mobilisierungsstrategien gemeinsam? Sie alle nutzen für ihre Kampagnen die Software NationBuilder, um ihre zukünftigen Wähler zu rekrutieren und zu mobilisieren. Mit NationBuilder lassen sich Nutzerdaten sammeln und anhand dieser Daten gezielte Online-Kampagnen durchführen, indem zum Beispiel personalisierte E-Mails an potentielle Wähler versendet werden können.


Inspiriert von der Präsidentschaftskampagne von Barack Obama 2008, der es schaffte, seine Botschaft unter seinen Anhängern so zu vermitteln, dass sie direktes Engagement hervorrief, entwickelte NationBuilder Gründer Jim Gilliam seine „Leadership-Software“. Sein Ziel war eine Demokratisierung der Politik. Er wollte, „dass jeder sich ermächtigt fühlt, die Welt zu verändern“, nicht nur diejenigen, die ein dickes Wahlkampfbudget und die nötige Lobby hinter sich wussten. Nachdem der Gebrauch der Software zuerst nur in den USA populär war, schwappte er allmählich auch auf Europa über. Heute ist NationBuilder die Toolbox der politischen Kommunikation 2.0., worin alles enthalten ist, was man braucht um das Profil seiner Anhänger zu verstehen und bestmöglich zu nutzen. Die Geheimwaffe um Wahlen zu gewinnen also. Der Preis richtet sich dabei nach der Anzahl an gesammelten Nutzerdaten. Je mehr Daten, desto höher wird der Monatspreis.


Spätestens nach der Wahl von Donald Trump geriet NationBuilder zusehends in Kritik. Die Problematik von Nation Builder liegt vor allem im Umgang mit persönlichen Daten aus Sozialen Netzwerken, die zur Erstellung von Profilen genutzt und systematisch gespeichert werden. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass allein Facebook von jedem Nutzer fast 100 Informationen (darunter politische Haltung, ethnische Zugehörigkeit, Beziehungsstatus, Bildungsniveau, Haushaltzusammensetzung, Hautfarbe, Religion), für gezielte Werbung sammelt, kann man sich die Qualität solcher Profile vorstellen. Wir können zudem davon ausgehen, dass noch weitere Informationen in solchen Datenbanken landen - darum wird verständlich, woher die Kritik und die Forderung nach Transparenz und Einwilligung der Betroffenen kommt.


Ein alternatives Campaigning-Tool mit vergleichbarer Funktionalität, ist die französische Software DigitaleBox. DigitaleBox unterscheidet sich in vier Aspekten von Nation Builder.


1. Erstens ist DigitaleBox an das jeweilige nationale Recht gebunden und wird von den jeweiligen Behörden überprüft. Durch die neuen Datenschutzbestimmungen der EU wurden die juristischen Richtlinien noch verschärft. Somit braucht DigitaleBox für die Nutzung von Daten die Einwilligung jedes Individuums. NationBuilder hingegen speichert alle Nutzerdaten in der Zentrale in Los Angeles und kauft Consumer Files dazu, was in Europa verboten ist.


2. Ein zweiter Unterschied besteht darin, welche Art von Daten über eine Person gespeichert und für das Profil genutzt werden. DigitaleBox bezieht sich neben der E-Mailadresse nur auf die politisch relevanten Daten, die aus den Facebook Profilen entnommen werden können.


3. Das Produkt und die Anwendungsgebiete von DigitaleBox sind zu 50% die gleichen wie bei NationBuilder. Beide Campaigning Tools sind in erster Linie Community-Organisationssoftwares, welche die Kommunikation und Koordination von Kampagnen erleichtern und die Nutzung vom sozialen Netzwerken koordinieren. Datenbanken, in denen Nutzerdaten aus den Sozialen Netzwerken gespeichert werden, ermöglichen das Erstellen von einheitlichen Profilen über die potenziellen Wähler bzw. Konsumenten. Anhand der Daten können die potentiellen Unterstützer zudem geographisch lokalisiert werden, und so bestimmte Territorien der Nutzer gezeichnet werden. Die Anzahl und die Art der Querverweise sind unbegrenzt. So kann man Nachbarschaft für Nachbarschaft, Block für Block, versuchen, die Anliegen der referenzierten Personen zu vergleichen. Wenn sich zum Beispiel jemand speziell für frauenpolitische Themen interessiert, dann soll diese Person eben auch mit Informationen zu diesem Bereich versorgt werden – mit Hilfe personalisierter Mailings oder SMS, die direkt aus der Software an die registrierten Nutzer versandt werden können. Auch beschränken sich die beiden Softwares nicht nur mehr auf politische Kampagnen, sondern werden auch von Unternehmen und NGOs genutzt um für ihre Interessen zu werben oder um ihre Community zu mobilisieren.

Doch es gibt auch Funktionen, mit denen sich DigitaleBox abhebt von NationBuilder. Mit dem einzigartigen Mapping Tool mit Satellitenansicht beispielsweise, wird ein besserer Überblick über die verschiedenen Territorien und Wahlkreise ermöglicht. Wenn ersichtlich ist wo sich beispielsweise Parks, Wasser oder Wald befinden, erleichtert dies die Planung von lokalen Kampagnen und die Koordination von Freiwilligen. Ein weiterer Vorteil von DigitaleBox ist eine Funktion, die Statistiken über die Präferenzen der Zielgruppe erstellen und gewinnbringend auswerten kann. Mit dem Mobile Hup für Samsung, Andriod und iPhone, kann die ganze Kampagne über die App auf dem Mobiltelefon koordiniert und mit verschiedenen Wählerlisten synchronisiert werden.


4. Ein letzter gewichtiger Unterschied ist die Anwenderfreundlichkeit von DigitaleBox im Vergleich zu NationBuilder. NationBuilder ist sehr technisch und beschäftigt eine riesige Anzahl an Ingenieuren und I.T. Spezialisten. DigitaleBox dagegen ist als Kommunikationstool viel einfacher und weniger komplex und dadurch auch über die App verfügbar.


Alles in allem hat DigitaleBox den Anspruch, ein Campaigning- und Kommunikationstool mit ethischen Grundsätzen zu sein, das sich voll und ganz an die europäischen Gesetze hält.





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